„…und wenn MUSIK erklingt, dann weiß ich, ich bin nicht allein.“
(via 78s)
Erneut muss ich das Wort Vorfreude in die Tasten hauen. Eine Freude jagt die nächste und der Sieger diesmal ist Chuck Ragan. Dessen Solo-Projekt habe ich erst dieses Jahr kennengelernt und ich verbeuge mich dankend. Diese Stimme hat mich einfach umgehauen, bedeutet Kettensäge und Gänsehaut zugleich und kommt in seinen ruhigeren Solo-Songs noch viel intensiver zur Geltung als bei Hot Water Music.Neulich wurde ich mit irritiertem Blick angeschaut: „Hörst du jetzt auch Country? Sonst hörst du doch nur so hartes Zeug…“. Da ich musikalisch offen und interessiert bin und keine Scheu habe, (meine Kollegen kennen jedoch meine Grenzen des guten Geschmacks), konnte ich dies mit einem Ja beantworten. Was sich da auf meinen Platten-Teller drehte, muss wohl tatsächlich als Country-Folk-Platte bezeichnet werden.
Um den Übergang zu den eigentlichen Neuigkeiten zu schaffen, rezitiere ich an dieser Stelle einfach die Artikel-Überschrift der Visions: „Hörbare Vorfreude“. Schöner hätte man es nicht ausdrücken können…
Dass der Herr Ragan am 09. September in Hamburg zu Gast sein wird und die kleine Bühne im Molotow erobern wird, hatte ich bereits erwähnt. Nun kann man sich als Vorgeschmack erste Höreindrucke verschaffen und einige Live-Akkustik-Performances seiner bisherigen und noch anstehenden Veröffentlichungen anhören und downloaden. Im Rahmen einer Daytrotter Session hat er Songs wie „Symmetry“ und „Between the lines“ von „Feast or Famine“ live eingespielt und dabei zusätzlich neue Stücke aus dem bald erscheinenden Album „Gold Country“ vorgestellt. In besonderer Erinnerung blieb mir beim kurzem Durchhören unter anderem „Cut em down“. Vorfreude garantiert.
Wie an einigen Stellen zu vernehmen ist, wird der erste Teil des Doppelalbums geprägt vom 55 minütigen Titeltrack, der eine Brücke zwischen epischen Rock, komplexen Prog und sonstigen Klanglandschaften schlägt. Die Band selbst beschreibt das Stück als: „a slightly surreal song cycle about beginnings and endings and the sense that ‘after this, things will never be the same again‘“.
„The Incident“ wird uns somit wieder einmal die Vielseitig- und Vielschichtigkeit einer der inspirierendsten Bands der heutigen Zeit zeigen. Als erster Vorbote kündigt sich „Time Flies“ an und ich hoffe, die Zeit verfliegt so schnell wie üblich, so dass ich die Platte bald in meinen Händen halten kann.
Da Musik nach wie vor zeitlos ist, kann ich mich jedoch entspannt zurücklehnen. Sie vergeht nicht. Wird sie wie Wein sogar reifer mit dem Alter? Einen gewissen Reifegrad haben defintiv The Veils erreicht. Die an Jeff Buckley erinnernte Stimme Finn Andrews‘ schmeckt wie ein angerauter ungestümer Rotwein mit süsslichem Abgang. Die Band beweist ein Talent für schöne romantische Melodien voller epischer Dramatik, die auch im vorliegenden Song „Begin Again“ wiederzufinden sind. Eine Melancholie verbreitet sich und hinterlässt doch keinen hoffnungslosen Eindruck. Wer kann das schon erreichen? Es wird Zeit, dass das bereits im April veröffentlichte Album „Sun Gangs“ seinen Weg in meinen Warenkorb findet…
(via Hey Tube)
+++ So nutzen Tocotronic das Sommerloch und geben ihrem neuen Album den letzten Schliff. Das neue Material kann damit wohl Ende des Jahres bzw. Anfang 2010 erwartet werden.
+++ Auch die Sterne waren fleißig und veröffentlichen drei Jahre nach „Räuber und Gedärm“ am 05.10. ihre „neue total durchdrehende EP“.
+++ Zu guter letzt soll auch Jochen Diestelmeyer nicht unerwähnt bleiben, dessen Solo-Tätigkeiten immer mehr Form annehmen. Nachdem der neue Song „Wohin mit dem Hass“ aus dem am 25. September erscheinenden Album „Heavy“ bereits im Stream zu beguthören war, ist jetzt auch das dazu passende Video abgedreht. Im Slow-Motion-Video hat er sich direkt in der Schußlinie positioniert, in der er sich derzeit sowieso jeglichen Kritikern gegenüber befindet. Ich bin gespannt auf das weitere Material.
Den Sonntag widme ich trotz Sonnenstrahlen, die an die frische Luft locken, nun daher lieber meiner kleinen aber feinen Plattensammlung. Solange es mein schwächelnder Plattenspieler heute aushält, werde ich ihn quälen und ihn dann hoffentlich nächsten Monat in den wohlverdienten Ruhestand entlassen können.
Außerdem steht heute die Planung für die Herbst-Konzert-Saison an. In den letzten Tagen und Wochen haben sich zahlreiche Bands für einen Hamburg-Gig angegündigt. Hier präsentiere ich euch meine Favoriten:
Chuck Ragan – 9. September im Molotow
Reeperbahn-Festival 2009 – 24.- 26. September (u.a. mit The Cinematics, Ólafur Arnalds, Dananananaykroyd, Sophie Hunger, Editors uvm.)
pg.lost – 8. Oktober in der Astra Stube
Porcupine Tree – 25. Oktober im Docks
Kasabian – 1. November im Uebel & Gefährlich
White Lies – 2. November im Uebel & Gefärhlich
Dredg – 7. November in der Großen Freiheit
Silversun Pickups – 23. November im Uebel & Gefährlich
Biffy Clyro – 26. November im Grünspan
Peter Doherty – 1. Dezember im Uebel & Gefährlich
Für das ein oder andere Konzert liegt bereits eine Karte auf meinem Schreibtisch, zu denen sich in naher Zukunft noch ein paar weitere gesellen werden. Habe ich noch etwas Wichtiges vergessen? Ganz bestimmt und es werden garantiert noch einige Konzerte dazu kommen. Allerdings ist es bereits bei dieser Liste fraglich, ob ich das tatsächlich alles schaffe…
Am vergangenen Wochenende muss hier ein Chaos geherrscht haben. Dabei ist das in wenigen Minuten aufgenommene Foto von Iain MacMillan so simpel und einfach: George, Paul, Ringo und John, der die Hände in den Taschen vergräbt, überqueren von links nach rechts die Straße ein Katzensprung von den Abbey Road Studios entfernt. Der Einzige, der aus der Reihe tanzt, ist Paul, der barfuß mit einer Zigarette in der Hand, nicht dem Gleichschritt seiner Bandkollegen folgt.
Dies führte damals zur Verschwörungstheorie, dass Paul McCartney bereits 1966 bei einem Autounfall gestorben sei. In jeder noch so kleinen Auffälligkeit sahen die Verschwörer ein Anzeichen für den Tod des Beatle: so könne es sich nur um einen Doppelgänger des Linkshänders gehandelt haben, da die Zigarette in der rechten Hand gehalten wird. Eine weitere Behauptung besagt, dass das gesamte Bild mit Lennon im weißen Priestergewandt, Starr im schwarzen Traueranzug und Harrison im Jeansoutfit als Totengräber wie ein Trauerzug gewirkt habe. Mit sehr gutem Willen kann man außerdem die Buchtstaben des Nummernschildes 051351 LMW des Käfers im Hintergrund als „Linda McCartney widowed“ deuten. Aber all das waren natürlich nur waghalsige Spekulation.
Die Hamburger Band ist mir bereits vor einiger Zeit sehr positiv aufgefallen und bereits damals habe ich mich geärgert, dass ich noch keinen physischen Tonträger zum Erwerb des ungesignten Duos vorfinden konnte. MP3s schön und gut, wenn mir ein Album besonders gefällt, möchte ich dies auch in mein Regal stellen können.
Dies trifft auf „Systembreakdown“ definitiv zu, das Album hat es mir tatsächlich angetan. Hier wird uns eine Mischung aus (wie sagt man so schön) Post-Rock und elektronischen Elementen kredenzt. Besonders der elektronische Anteil unterscheidet die Band von den vielen anderen Genre-verwandten Bands. An einigen Stellen liest man jedoch z.B. von einer großen Ähnlichkeit zu God is an astronaut. Bei Schallgrenzen wurden mit Einschränkungen u.a. noch This will destroy you und Caspian aufgeführt und bei der youtube-Suche nach Mono, Mogwai und Explosions in the sky trifft man (dank bandseitig genutzter tags) ebenfalls auf die Hamburger.
Nun aber genug mit den Vergleichen. Für mich hat sich Collapse Under The Empire bereits zum eigenen Vergleich aufgespielt. Beim Hören der instrumentalen Stücke, wird bei vielen Songs eine derartige Spannung aufgebaut, dass mich mich ein wohliger Schauer durchfährt. Die elektronischen Bleeps geben den Ton an, gehen jedoch im Verlauf des Songs gern in Gitarrenwände über. Einfach herrlich.
Hier aber noch wie bereits erwähnt das neue Video zu „captured moments“, des im Herbst erscheindenden Albums „Find a place to be safe“.
Kaum habe ich mich aus der Versenkung zurückgemeldet, verschwinde ich auch schon wieder für eine Woche… Diesmal hat dies nichts mit technischen Schwierigkeiten zu tun, sondern mit einer kurzen Auszeit, die ich mir nach den ganzen Strapazen verdient habe… Eigentlich müsste ich soviel aufholen nach der langen Zeit, aber der Festivalsaison und des Sommer-Lochs sei Dank hält sich der musikalische Input derzeit in Grenzen.
Als Abschiedsgruß bis auf ein baldiges Wiederlesen möchte ich euch jedoch folgende Informationen und Neuentdeckungen nicht weiter vorenthalten:
+++ Dredg kommen am 7. November erneut nach Hamburg in die Große Freiheit und auch ich werde wieder dabei sein.
+++ Neu entdeckt (danke Coast is clear): Life in Film sind junge aufstrebende Engländer, die uns mit leicht düsteren Indie-Poprock erfreuen und deren erste Single „Sorry“ inkl. der B-Side „Suitcase“ gratis heruntergeladen werden kann.
+++ Jochen Diestelmeyer goes Solo: Lange mussten wir auf ein Lebenszeichen warten. Dass er aber auch abseits von Blumfeld nicht ohne Musik kann, war abzuszehen. Auf jochendistelmeyer.de ist kann man sich nun endlich den ersten Song „Wohin mit dem Hass“ anhören.
+++ Julian Casablancas: Auch der Strokes-Frontman wagt sich auf Solopfade und macht mit folgender Videosequenz auf sein Album „Phrazes for the young“ aufmerksam:
